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3. Die Friedenszeit Christoph Bernhards v. Galen


So war denn der Friede ins Emsland gezogen, und der Bischof konnte seine durch den holländischen Krieg unterbrochene Aufbautätigkeit fortsetzen. Mit wahrer Befriedigung hatte er bereits 10 Jahre nach seinem Regierungsantritt die Feststellung gemacht, dass seine Verordnungen zur Hebung des geistlichen Standes überall gefruchtet hatten. Alle Schäden, die auch dem Klerus in jenen verwilderten Zeiten anhafteten, waren restlos durch des Bischofs rastlosen Eifer und vorbildliche Lebensführung beseitigt. Seitdem Christoph Bernhard im Jahre 1668 über das Niederstift (die Ämter Vechta, Cloppenburg und Meppen) auch die geistliche Gewalt erworben hatte - der Bischof von Münster war hier nur Landesherr, geistlicher Oberhirte war bisher der Bischof von Osnabrück - bewies er seine erhöhte Fürsorge für seine neuen Diözesanen durch häufige Visitationen. "Die Mehrzahl der Pfarrer stehen im besten Mannesalter zwischen 27 und 60 Jahren. Fast alle haben ihre theologische Ausbildung bei den Jesuiten in Münster erhalten. Alle sind korrekt und treu in der Ausübung der seelsorgerlichen Pflichten. Sie zelebrieren wöchentlich 2 - 3 mal. Die kirchlichen Geräte und Gewänder sind freilich fast überall mangelhaft, vielfach aus Zinn, Mit Ausnahme von Meppen und Vechta brennt nirgendwo das ewige Licht vor dem Altare." (Protokoll vom Jahre 1669.) Zwei Jahre später besuchte der Bischof die Hauptpfarreien des Niederstiftes und spendete 400 Personen das Sakrament der hl. Firmung, was in den letzten 10 - 20 Jahren nicht geschehen war. Die Einschärfung der Osterkommunion, die Einführung der Rosenkranzandacht und der deutschen Singmesse förderten das religiöse Leben ebenso, wie Predigt und Katechese die Kenntnis der Religion. Vielfach jedoch klagten die Pfarrer im Niederstifte über den mangelhaften Besuch der Katechese an den Sonntagen. (1669). Dieselbe Aufmerksamkeit richtete Christoph Bernhard auf die Schule. Die Gymnasien in Meppen (Jesuiten) und in Vechta (Franziskaner)fanden an ihm einen eifrigen Helfer. Fast noch wichtiger erschien ihm die Elementarschule: "Das Heil und das Verderben des ganzen christlichen Gemeinwesens hängt vom Schulunterrichte ab. Daher sollen in allen Städten und Dörfern und anderen Ortschaften deutsche Schulen für Kinder beiderlei Geschlechtes errichtet werden. Und damit nun alle Verordnungen zur Ausführung gelangen, sollen die Pfarrer und Kapläne die Schule wöchentlich wenigstens einmal besuchen und einige Male jährlich genau hierüber berichten." Auf dieser Grundlage erhob sich 100 Jahre später die katholische Volksschule unter dem berühmten Overberg.
Große Verdienste erwarb sich Christoph Bernhard auf dem Gebiete der Rechtspflege. Er wünschte unparteiische Rechtsprechung und schnelle Erledigung der Prozesse. "Alle Prozesse, die in Jahresfrist nicht erledigt sind, müssen dem Bischofe mit den Gründen der Verzögerung angezeigt werden." - Die Verlegung des Richtersitzes von Düthe, wo er jahrhundertelang mit dem "Theiorte" verknüpft war, nach dem größeren Lathen hängt offenbar mit dieser Reform zusammen.
Ebenso suchte er durch zahlreiche Münzverordnungen seine Untertanen vor Schaden zu bewahren. Die Münzen Christoph Bernhards genossen im allgemeinen einen guten Ruf, denn er vermied den Fehler so mancher Fürsten, minderwertige Münzen zu prägen.
Ein schönes Denkmal innerer Kolonisation setzte sich der Bischof durch die Förderung der von seinem Statthalter im Emslande, dem Drosten Dietrich von Velen, 1631 begründeten Moorkolonie Papenburg. Um dem Grundherrn die nötige Bewegungsfreiheit zu geben, verlieh er ihm 1657 die volle Kriminal- und Zivilgerichtsbarkeit nebst Polizeigewalt, "denen aber, so sich allda über kurz oder lang setzen und häuslich niederlassen werden, Befreiung von des Stiftes Münster ordentlichen Landschatzungen, Kollekten und Kontributionen." So entstand hier in Moor und Sumpf anstelle der alten verfallenen Papenburg das von Velesche Wirtschaftsgut Papenburg (jetzt Holzgeschäft Rieke und Meyer) und daran anschließend am Kanale die Siedlung der Heuerleute, bis sich daraus in stetem Fortschritt die annähernd 8000 Seelen zählende Stadt Papenburg entwickelte, sicherlich das schönste Gedenkzeichen der inneren Tätigkeit des "kriegerischen" Bischofs.

Anmerkung:
Die Verlegung des Richtersitzes von Düthe, wo er jahrhundertelang mit dem "Theiorte" verknüpft war, nach dem größeren Lathen hängt offenbar mit dieser Reform zusammen.
1696 wurde Christopher Bernhard Kock noch als Richter zu Düthe bezeichnet.