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Emsland-Literatur.

      Im ersten Jahrgang des Heimatkalenders hat Dr. E. Egbring der emsländischen Dichtung gedacht. Den heimatfreundlichen Arbeiten der emsländischen Schriftsteller eine liebevolle und dankbare Beachtung zu schenken, ist das Emslandbuch in besonderer Weise berufen. Aus dem gesunden Boden der Heimat entsprießen jährlich neue Blüten. Von dem, was ich aus der älteren Literatur im Heimatkalender noch nicht besprochen fand, - und von dem, was mir die jüngste Zeit grüßend auf den Schreibtisch legte, reiche ich hier einiges dar.
Dr. H. Hüer.

      Hermann Abels, Die Ortsnamen des Emslandes in ihrer sprachlichen und kulturgeschichtlichen Bedeutung. - Paderborn 1927. Ferdinand Schöningh, Verlag. 106 S. gr. Okt., Preis 2 M.
      Gerade vor einem Jahr schrieb mir der beste Kenner unserer Heimat und selbstloser Kämper für die Liebe zu ihr, Hermann Abels, in Mißstimmung über das zum Teil sehr geringe Interesse, das die heimatliche Bevölkerung der Heimatarbeit entgegenbringt, in Bezug auf seine sorgfältige Untersuchung über die Ortsnamen des Emslandes: "Die Veröffentlichung ist zwecklos, und ich halte es bei vernünftigem Nachdenken für das richtige, das Manuskript, in dem die Arbeit langer Jahre steckt, gut verschnürt an sicherem Orte niederzulegen, bis vielleicht einmal bessere Zeiten kommen . . . . Es soll mein Vermächtnis an meine liebe Heimat sein." Herr Studienrat Geppert, Osnabrück, ist es zu danken, daß Hermann Abels davon überzeugt wurde, daß dieses Vermächtnis den Freunden des Emslandes nicht vorenthalten werden dürfte. Herr Landrat Dr. Fehrmann in Meppen, welcher stets der Heimatbewegung im Emslande wärmstens Interesse entgegenbrachte und tatkräftige Förderung angedeihen ließ, ermöglichte durch seine Befürwortung die Drucklegung durch die Kreise Meppen, Aschendorf, Hümmling, Lingen, Bentheim.
      So liegt das Buch jetzt vor uns, - ein Werk, wie es bisher noch keine Gegend Deutschlands aufzuweisen hat. Eine Probe der gründlichen Forschungsarbeit gab uns der Verfasser schon im letzten Heimatkalender. Die Ortsnamen, die Namen kleinerer Siedlungen und auch von Einzelhöfen sind erklärt, etwa 600 an die Zahl. In der Darstellungsweise galt der Grundsatz: wissenschaftlich sein und doch für alle Volksklassen leicht verständlich. Daher fehlen die auf dem Ortsnamensgebiete sonst so gebräuchlichen Phantastereien, und doch ist der an sich spröde Stoff ansprechend und interessant behandelt. Die Entstehung der Namen der Wohnsitze wird zumeist auf weit ältere Flurnamen mindestens im Grundwort, vielfach auch im Bestimmungswort zurückgeführt. Besonders wertvoll für unsere Heimat ist auch die nachgefügte Abhandlung über die kulturgeschichtliche Bedeutung der Ortsnamen; unsere Heimat ist auch die nachgefügte Abhandlung über die kulturgeschichtliche Bedeutung der Ortsnamen; unsere Heimat in vor= und frühgeschichtlicher Zeit findet in diesem Abschnitt seine so gründliche Darstellung, wie sie bisher noch niemals gegeben ist. Das Vermächtnis an seine liebe Heimat schließt der Verfasser mit dem Aufruf an die Emsländer aller Gaue:
      " Seid in Liebe unserer Heimat eingedenk! Wahret ihren alten, guten Geist, ihre alten, schönen Sitten und sorgt in gemeinsamer Tätigkeit dafür, daß von dem Altererbten dasjenige, was der Zeitverhältnisse halber verschwindet, wenigstens in genauer Kunde den auch dafür dankbaren späteren Geschlechtern überliefert wird!"
      Hermann Abels' Schriften sind in einer ganzen Reihe von Zeitungen und Zeitschriften zerstreut. Seine Erzählungen, Novellen, Romane, Feuilletons hat er in seiner bescheidenen Art leider (!) seit 1884 sämtlich pseudonym oder anonym erscheinen lassen. Dasselbe gilt von einer großen Reihe von Broschüren politischer, kirchlicher, sozialen und apologetischen Inhalts. Ein Schriftchen aber ist 1923 bei Schöningh in Osnabrück erschienen, "Die Christianisierung des Emslandes und der hl. Ludgerus", das ich der Liebe aller Emsländer anempfehlen möchte, denn es verdient es. (Lebensdaten über H. Abels finden sich im Heimatkalender, 1. Jahrg., S. 65.)

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      Dem Germanisten Abels steht in seinem wissenschaftlichen und heimatfreundlichen Streben am nächsten
      Hermann Schönhoff. Er wurde zu Münster am 12. Aug. 1882 geboren als Sohn des Postsekr. Theodor Schönhoff und der Maria Gesina Kramer. Vom Vaters Seite aus der Familie der Meier zum Schönhoff in Wiedenbrück stammend, von Mutters Seite aus einer alten emsländischen Handwerkerfamilie, die zuerst in Haren 1678 erwähnt wird, dann um 1730 nach Lathen übersiedelt, wurde Hermann Schönhoff durch seine Mutter in die emsländische Heimatkunde (Geschichte, Sprache, Literatur, Volkskunde) eingeführt. Seit 1885 besuchte er fast jährlich das Emsland.
      Er studierte in Münster 1903 - 1906, in Berlin 1906 - 1907 Deutsche Sprache und Geschichte und promovierte an der Universität Münster i. J. 1906 zum Dr. phil. Auf Grund seiner Dissertation "Vokalismus der unteremsländischen Mundarten auf Grundlage des Dialektes von Lathen a. d. Ems". Diese wissenschaftliche Erstlingsarbeit wurde dann zur "Emsländischen Grammatik" (Heidelberg 1908) ausgestaltet. Außerdem schrieb er seit 1905 zahlreiche Abhandlungen über emsländische, überhaupt westfälische Geschichte, Sprache, Literatur, Volkskunde und Familienkunde. Im Jahre 1908 gab er die Emsland=Nummer, 1910 die Münster=Nummer der Zeitschrift "Niedersachsen" (Bremen) heraus, ebenso 1910 und 1911 Novellen vom Emmy von Dincklage im Verlag Reclam (Leipzig) und im Aschendorffschen Verlag (Münster). Der Verlag Heinrich Schöningh (Münster) brachte 1912 "Die Wiedertäufer in Münster", August Greve (Münster) 1914 die "Geschichte der westfälischen Dialektliteratur", die jetzt in 2. Aufl. unter dem Titel "Die plattdeutsche Literatur Westfalens" erscheint; der Verlag Rudolf Mosse (Berlin) 1922 die "Schwabenstreiche" (2 Bände). Seit 1915 sind in Zeitungen und Zeitschriften verschiedene Novellen, meist auf westfälischem oder ostfriesischem Boden spielend, sprachlich, literarische und kulturhistorische Plauderein und wissenschaftliche Abhandlungen aus dem Gebiet des Okkultismus (zweites Gesicht) erschienen; das Kath. Kirchenblatt (Berlin) bringt regelmäßig aus seiner Feder die Rubrik "Heiligennamen".

      1908 - 1912 Korrespondent der Zeitschrift "Niedersachsen" (Bremen) für Münster, 1912 - 1917 Feuill.=Redakteur am Berliner Lokal=Anzeiger (1915 - 1917 Pionier), 1917 - 1922 Feuill.=Redakteur am Berliner Tageblatt, 1922 - 1923 Pressechef beim Verein Deutscher Maschinenbauanstalten, wohnt H. Schönhoff jetzt in Berlin=Steglitz als Lektor und Redakteur, zugleich seit 1924 Dozent an der Kathol. Volkshochschule Berlin für Deutsche Sprache, Literatur und Volkskunde. Im Jahre 1925 ernannt ihn die "Westfälische Wörterbuchkommission" zu ihrem Ehrenmitglied.

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      Ich lasse zwei Geschichtsforscher folgen, die sich zeitlich, wie wissenschaftlich aneinander reihen:
      Professor Wenker - Studienrat Geppert.
      Professor Wenker hielt am 8. Dez. 1907 in der Aula des Gymnasiums zu Meppeneinen Vortrag über "Bilder aus der Geschichte Meppens". Als ihn bald darauf ein langes Leiden von seiner Lehrtätigkeit abrief, begann er im stillen Studierzimmer die Sichtung seiner Aufzeichnungen über den Werdegang der Stadt, fügte er Stein zu Stein für das Gebäude der Meppener Geschichte. Die Grundpfeiler waren die 4 Bände des Meppener Urkundenbuches. Schon lag die Heimatgeschichte im Druck vor, die Herausgabe aber verzögerte sich wegen der beizugebenden Pläne und Illustrationen, da starb plötzlich am 31. Dez. 1908 der bedeutende Forscher und Lehrer. Sein Buch "Das Weichbild Meppen und seine Bürger in alter Zeit" (Verlag von H. Wegener, Meppen) hat seinen Namen innig mit der Geschichte Meppens verknüpft.
      In seinen Bahnen folgte der Studienrat am Gymnasium in Meppen A. Geppert (jetzt in Osnabrück). Schon an dem Werke Wenkers war er mit einem Nachtag beteiligt. Da aus dem Nachlaß eines französischen Generals der Stadt Meppen ein Situationsplan über die letzte Beschießung und Eroberung Meppens i. J. 1761 nach dem Tode Wenkers überwiesen war, so übernahm Geppert es, eine Skizze mit erläuterndem Texte dem Werke des Professors Wenker anzufügen. Die Erwartungen, die damals Meppen auf ihn setzte, hat er nicht enttäuscht. Professor Wenker war mitten aus seinen Werken fortgestorben. Mit ganzer Arbeitsfreudigkeit machte sich A. Geppert über die weitere Erforschung der emsländischen Geschichte her und brachte als bedeutsames Werk heraus:
      Emsländische Burgenfahrt. Aus dem Nachlasse des Prof. Wenker, bearbeitet von Studienrat Geppert. Verlegt bei Heinr. Wegener.
      Bei aller Pietät gegen den gesammelten Stoff ist die Darstellung originell gestaltet. Das Buch hat begeisterte Aufnahme im ganzen Emslande gefunden. Es ist ein "Wanderbüchlein zur Pflege der Heimatkunde in Stadt und Land". - Wir erwarten noch manche Forscherarbeit von dem eifrigen Heimatfreund.